Warum Tränen bei der Eingewöhnung wichtig sind
(Und wie deine innere Haltung alles verändert)
Es gibt diesen unausgesprochenen Wunsch vieler Eltern:
„Ich hoffe, mein Kind geht von Anfang an strahlend und glücklich in die Betreuung.“
Ich verstehe diesen Wunsch so gut – weil er für uns Eltern Sicherheit bedeutet. Wir möchten, dass es unseren Kindern gut geht. Dass sie sich wohlfühlen. Dass wir loslassen können, ohne Bauchweh.
Aber weißt du was?
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Eingewöhnung nur „gut“ läuft, wenn kein Kind weint.
Denn Tränen bedeuten nicht automatisch, dass etwas falsch läuft.
Tränen bedeuten, dass ein Kind sich zeigt. Dass es uns spüren lässt, wie wichtig seine Bindung zu uns ist – und gleichzeitig bereit ist, diese Gefühle mit einer neuen Bezugsperson zu teilen.
Und genau das ist der erste Schritt in Beziehung.
Erweiterung statt Trennung
Ich sehe Eingewöhnung nicht als Trennung, sondern als Erweiterung.
Wir erweitern den Kreis der Menschen, die für dein Kind sicher sind.
So wie Oma oder Opa irgendwann selbstverständlich dazugehören, so darf auch eine Tagesmutter oder Erzieherin Teil dieses Kreises werden.
Damit das gelingen kann, braucht es deine innere Haltung als Elternteil: „Hier bist du sicher – auch wenn ich nicht da bin. Diese Person gehört zu uns.“
Kinder spüren, ob wir vertrauen. Sie spüren, ob wir loslassen können, ohne Schuldgefühle. Und ja – sie werden weiterhin dich als erste Wahl sehen. Das ist natürlich.
Aber Beziehung zu einer weiteren Bezugsperson ist kein Ersatz, sondern ein Geschenk.
Warum ich Tränen dankbar annehme
Ich sage es offen: Ich bin dankbar, wenn Kinder bei mir weinen dürfen.
Nicht, weil ich möchte, dass sie traurig sind – sondern weil Weinen ein Zeichen von Bindungsbereitschaft ist.
Wenn ein Kind mir genug vertraut, um mir seine Gefühle zu zeigen, dann ist das ein Riesenschritt.
Die Alternative wäre eine Eingewöhnung ohne sichtbare Emotionen – und das bedeutet nicht automatisch, dass alles gut ist. Manchmal ist das auch ein Schutzmechanismus.
Loslassen ist kein „alles oder nichts“
Natürlich wünsche ich mir für jedes Kind einen sanften Übergang. Natürlich begleite ich feinfühlig. Aber Eingewöhnung ist ein Prozess – kein Wettbewerb. Und sie funktioniert dann am Besten, wenn Eltern sich lösen von diesen Mythen:
„Mein Kind darf nie weinen.“
„Erst wenn es lacht, darf ich gehen.“
„Es muss sofort glücklich sein.“
Stattdessen: „Wir erweitern unseren Kreis.“
„Gefühle sind okay.“
„Bindung braucht Zeit – und Beziehung wächst im Alltag.“
Vielleicht nehmen wir uns alle gemeinsam den Druck.
Denn Eingewöhnung ist kein Test – sondern ein zarter Anfang.
Und der darf ehrlich sein. Mit Freude, Neugier und ja – manchmal auch mit Tränen.
Und meine Frage an dich:
„Wie hast du die Eingewöhnung erlebt – oder wie stellst du sie dir vor? Teile gern deine Gedanken in den Kommentaren.“